Heute bauen wir uns ein Tonstudio... kein Problem... - ich möchte nachfolgend den Ausbau des „klangstalls“ beschreiben, um vielleicht dem ein oder anderen eine Anregung zu geben. Dies ist definitiv kein Bauplan, sondern eher ein Erfahrungsbericht. Er erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, auch übernehme ich definitiv keine Verantwortung bei einen Nachbau – was ich hier in meinem Privatstudio machen kann, ist sicherlich völlig verschieden zu den Bauvorschriften, die bei einem gewerblich genutzten Studion gelten. Eltern haften für ihre Kinder...

Aber jetzt zum „klangstall“: Nachdem ich in der Vergangenheit als „optimalste“ Lösung zwei Kellerräume zur Verfügung hatte, die eng, niedrig und ohne Sichtverbindung miteinander waren, sollte es jetzt im eigenen Haus dann doch etwas komfortabler werden.

Mein Pflichtenheft:

·         geringstmögliche Kosten (...ja, das steht immer an erster Stelle...)

·         zwei getrennte Räume mit Sichtverbindung

·         akustische Optimierung beim Bau durch Vermeidung rechter Winkel und paralleler Wände

·         Schalldämmung nach außen (das Schlafzimmer der Nachbarn liegt nebenan...) und zwischen Aufnahme- und Regieraum

·         Toilette (damit das Studio vom Wohnbereich abgekoppelt bleibt)

Ich hatte das Glück, eine etwa 60 qm große Doppelgarage im Erdgeschoss unseres Hauses vorzufinden – hier sollte also mein neuer „klangstall“ entstehen. Nachfolgend meine Vorgehensweise:

1.    Zunächst habe ich mir die Schallübertrager Nr. 1 angesehen: Heizungs- und Wasserrohre... hier konnte der Aufnahmeraum in keinem Fall sein. Aber der Standort der Toilette stand somit fest... eigentlich witzig – die Toilette bestimmt den Studioplan. Also alles vermessen und als Grundriss inkl. der Leitungen skizziert...

2.    Auch wenn meine geliebte Frau etwas mitleidig gegrinst hat – ich habe mir aus Holz ein Modell meines zukünftigen Studios im Maßstab 1:20 gebaut; also den Raum mit Türen und Leitungen, dann sämtliche „Großgeräte“, Pult, Racks, Schlagzeug, Verstärker etc... - und natürlich die Toilette, deren Standort ja bereits fix war. Und jetzt konnte ich spielen – umstellen, nachdenken, verwerfen, wieder umstellen... es ging recht lange, aber dafür konnte ich so eventuelle Probleme gut vorwegnehmen. Alles hatte Vor- und Nachteile, ich schrieb endlose Pro-/Contra-Tabellen, um die optimale Lösung zu finden.

http://www.klangstall.de/Rohbau.jpgFür Nachbauer: Ich halte diesen Schritt für den wichtigsten überhaupt und bin im Nachhinein sehr froh, mir da extrem lange Zeit gelassen zu haben (...im ersten halben Jahr nach unserem Einzug waren andere Arbeiten eh vorrangig – so blieb zumindest am Modell die Vorfreude...).

3.    Als dann alles feststand, konnte es losgehen. Zunächst wurden die bestehenden Garagentore von innen mit Ytonsteinen zugemauert. Das ging einfacher, als ich zunächst annahm – der Yton wird einfach geklebt... fast wie Legospielen...

4.    Anschließend kam auf die bestehenden Wände komplett eine Lage Dämmwolle, darauf eine Lage Rigips, darauf wiederum eine Lage Dämmwolle – sozusagen als „Pauschal-Erst-Dämmung“. An der Decke verfuhr ich genauso, wobei ich die Lattung für die Rigipsplatten etwa 10 cm tiefer legte (nicht an Abhängematerial sparen, hier hängt später die Deckenlast dran...)

An die Wände, die an den späteren Aufnahmeraum grenzen sollten, kam außerdem eine schwingende Rigipswand, die nur oben und unten an angedübelten Dachlatten befestigt wurde. Diese Platten sollen die Schallenergie aufnehmen und dadurch zum Schwingen angeregt werden und sie so unschädlich umwandeln.

5.    http://www.klangstall.de/Jan%20und%20Hanna%20helfen.jpgDer Aufnahmeraum musste komplett „Raum-in-Raum“ gebaut werden – selbsttragend und ohne Berührung mit den Außenwänden. Nur so kann eine Schallübertragung sinnvoll vermieden werden. Da ich keine allzu hohen Lautstärken im Regieraum fahre, musste ich hierfür keinen „Raum-in-Raum“ bauen; auch die Abgrenzung an die Hausaußenwand war nicht weiter tragisch, da dort zunächst Gang und Toilette untergebracht sind – die Planungsphase zahlt sich aus...

Aber zurück zum Aufnahmeraum: Ich besorgte mir von einem Möbelhaus sehr günstig gebrauchte Spanplatten (22mm). Auf den vorhandenen Betonboden kan nun zunächst ein „Koordinatennetz“ aus Styrodurblöckchen (etwa 5cm hoch, alle 30 cm gelegt). Diese Blöcke sollten als Träger für den gesamten Raum dienen – also sind sie die einzige Verbindung zum Außenraum; der „Raum-in-Raum“ steht auf ihnen. Unsere Kinder hatten einen Heidenspaß beim Herstellen dieser Klötzchen...

Zwischen diese Blöcke wurden lose Dämmwolle gelegt, um ein wenig für die Wärmedämmung zu tun. Anschließend wurden die Spanplatten zurechtgesägt und einfach aufgelegt. Damit die Sache stabiler wurde, legte ich eine zweite Lage Spanplatten quer darüber und verspaxte sie mit der ersten. Nun hatte ich einen 44mm Boden, der allein durch sein Eigengewicht nicht mehr verrutschen konnte – der Aufbau konnte beginnen.

6.    Die Wände wurden überall gleich aufgebaut: Stahlschienensystem aus dem Baustoffhandel; von beiden Seiten mindestens doppelt Rigipsplatten; innen Dämmwolle. Unter die Stahlschienen unbedingt Dämmstreifen – hier berät jeder Baustoffhandel und es lohnt sich auch nicht, hier groß sparen zu wollen (gerade bei den Spezialschrauben – eine sehr große Arbeitserleichterung!).

Nicht vergessen: Leerrohre für die Strom- und Tonleitungen einziehen... später geht´s so schlecht... - ja, Planung ist alles, siehe Punkt 2...

7.    Die Decke für den Aufnahmeraum sollte ja ebenfalls selbsttragend sein – ich habe sie mit einer Stahltraverse realisiert, die auf den „Innenwänden“ aufliegt und im Raum selbst mit einem Pfosten gestützt wird. Der Pfosten stört mich nicht, hier werden heute Kopfhörer aufgehängt (...auch tabledance wäre denkbar...).

8.    Zusammenfassend sieht der Wandaufbau beim Aufnahmeraum also folgendermaßen aus:

Außenwand – Dämmwolle – Rigips – Dämmwolle – Luft (10 cm) – schwingende Rigipsplatte – Dämmwolle – Luft (10 cm)

anschließend die Wand der „Raum-in-Raum“-Konstruktion:

Rigips doppelt – Dämmwolle – Rigips dreifach – Tapete!

Es ist also leicht zu sehen, dass der verbleibende Raum merklich kleiner wird... - ich habe 180 Rigipsplatten verbaut... - rechnet 50 – 60 cm pro Seite weniger!

9.    Die Tür wurde natürlich doppelt gefertigt: Eine Tür befindet sich in der „Raum-in-Raum“-Konstruktion, die andere in der Außenwand, die um den Aufnahmeraum gezogen wurde. Der zwangsläufig entstehende Spalt zwischen den beiden Türen wurde seitlich einfach mit Stoff verdeckt (der überträgt keinen Schall....), die Trittstufe ist nur einseitig befestigt, damit auch hier keine Schallbrücke entsteht. Teure Spezialtüren konnte ich mir nicht leisten, ich habe also einfach gebrauchte alte Türen genommen und sie mit mit Dämmwolle/Stoff betackert. Da die Tür zum Aufnahmeraum doppelt ist, dann ein kurzer Gang zum Regieraum kommt und anschließend nochmals eine Tür, funktioniert das alles einwandfrei (siehe Punkt 2/Planung...).

10. http://www.klangstall.de/Fenster.jpgDie Fensterkonstruktion – hier verwendete ich ebenfalls gebrauchte Scheiben: Ich besorgte mir zwei große Doppelglasfenster und setzte sie in die „Raum-in-Raum“ -Konstruktion bzw. die Außenwand um den Aufnahmeraum ein. Der Spalt wurde – wie bei der Türe – einseitig befestigt verblendet. Sicherlich ist das Fenster dämmtechnisch die Schwachstelle – aber man kann gut damit leben, wie die Praxis gezeigt hat. Aber Fenster musste sein...

11. Im Regieraum wurde die Deckenkonstruktion so abgehängt, dass drei verschiedene Schrägen entstanden. Zusammen mit der nicht-rechtwinkligen Wandkonstruktion, die ich selbst eingezogen hatte, verbleibt jetzt ein einziger rechter Winkel durch die vorgegebene Hauswand. Ungenauigkeiten beim Einziehen der Wände taten ein Übriges: Hier steht wirklich keine Wand parallel... gut!

12. Der Rest ist Kosmetik – Bodenbelag, Tapeten, Panele an die Decke, Zierleisten zum Verdecken der Bausünden etc. - nach zweieinhalb Jahren Einsatz (bin erst jetzt dazu gekommen, diese Seite zu schreiben...) kann ich mit Fug und Recht sagen, dass die Sache funktioniert – unsere Nachbarn kriegen so gut wie nichts mit, wenn ich hier eine Session laufen habe (...da sind die Außengeräusche der Straße und unserer Kinder sicher lauter...); die Trennung zwischen Regie und Aufnahme funktioniert auch dann, wenn man (wie ich) am Pult mal leise fährt; die Sichtverbindung ist Gold wert.

Insgesamt: Der Aufwand hat sich gelohnt, die Kosten waren erträglich – und ich würde jeden ermutigen, so etwas für eines der schönsten Hobbys der Welt auch zu versuchen. Verbesserungswürdig wäre die Klimatisierung des Aufnahmeraums – es gibt nämlich keine. Aber das wäre dann wieder mit Kosten und sehr viel Dämmaufwand verbunden. So werden halt in einer Spielpause die Türen weit aufgerissen – geht auch.

Mailt mir doch einfach, wenn ihr noch Fragen oder Tipps für mich habt....

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